Und darum denke ich, ist es mal wieder an der Zeit, daran zu erinnern, wie (m)ein ganz persönliches Schicksal in dieser Diktatur (des Proletariats), in dem die "Partei immer recht hatte", aussah. Aus Anlass des "50 Jahrestags des Mauer-Baus" erschien am 13. August 2011 der folgende Artikel von mir in der Sächsischen Zeitung:
Diese Bild-Collage stand im Zentrum des Zeitungsartikels. |
Jens Ostrowski "Die Akte Koß"
Die Wende rettet Thoralf Koß an der Mauer das Leben. Die Stasi war ihm vier Jahre lang auf den Fersen. Das belegt seine Akte.
Es ist nur eine von wohl hunderten Akten, die von der Staatssicherheit über Riesaer Bürger angelegt worden sind. Doch schon diese eine legt auf 270 Seiten das menschenverachtende System der DDR gnadenlos offen. Sie zeigt wie Menschen manipuliert, bespitzelt und erniedrigt worden sind. Und sie enttarnt Inoffizielle Mitarbeiter, die heute noch in Riesa eine Rolle spielen. Darunter ein Arzt, eine Lehrerin und ein ehemaliger hoher Fußball-Funktionär. Der Redaktion sind ihre Namen bekannt.
Diese Drei gehörten zu einem Informanten-Netz der Stasi. Sie haben den heutigen Grünen-Stadtrat Thoralf Koß Ende der 80er Jahre ausspioniert, überwacht und verraten – und damit letztlich auch sein Todesurteil unterschrieben. Dass es nie vollstreckt wurde, hat er allein der Wiedervereinigung zu verdanken. Sie kam den Mördern zuvor.
Aber von vorne.
„DDR war ein Unrechtsstaat“
Thoralf Koß erscheint in der Redaktion. Unter dem Arm klemmt ein Bündel Kopien. Es ist ein Großteil seiner Stasi-Akte. „Ich lege vor Ihnen alles offen. Auch Namen“, sagt Koß. Über zwanzig Jahre nach der Wende ist er entschlossener als je zuvor, die Machenschaften der Stasi in Riesa aufzudecken. „Mir ist bewusst, dass ich in den Augen einiger Ewiggestriger als Nestbeschmutzer gelten werde“, sagt Koß. Doch das ist ihm egal. „Wer bis heute nicht verstanden hat, dass die DDR ein Unrechtsstaat war, dem ist nicht mehr zu helfen.“
Dass das System keine Kritik zulässt, erfährt Thoralf Koß schon 1981 während seines Studiums in Magdeburg. Damals erlebt er, wie ein Kreis kritischer Studenten exmatrikuliert wird, weil sie Jacken mit dem Logo „Schwerter zu Pflugscharen“ tragen, dem Symbol staatsunabhängiger Abrüstungsinitiativen in der DDR. „Man hat sie zum Direktor bestellt, ihnen die Aufnäher abgerissen und sie der Hochschule verwiesen. Ihre Zukunft hatten sie verspielt.“
Lügen der Partei entlarvt
Dieses Bild entstand unmittelbar nach dem Interview zum Zeitungsartikel. Und ich denke, man sieht mir auch hier an, wie sehr mich noch heute dieses Thema belastet und mitnimmt! |
"The Wall" von PINK FLOYD gehört nicht umsonst zu einem meiner absoluten Lieblingsalben! |